Neues Hoch / Neues Tief
Allgemein
Hochpunkte und Tiefpunkte sind für Trader mit die wichtigsten Referenzpunkte. Das liegt u.a. an der Definition von Trends, denn ein Aufwärtstrend wird durch einen Wechsel zwischen steigenden Hochs und steigenden Tiefs definiert. Umgekehrt definiert sich ein Abwärtstrend durch tiefere Tiefs und tiefere Hochs. Deshalb gilt ein neues Hoch als klares Zeichen von bullischer Stärke und kann auch als Kaufsignal interpretiert werden, während neue Tiefs ein Verkaufssignal generieren. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass sich gerade Privatanleger vor neuen Hochs scheuen. Es wirkt optisch, als würde man zu einem ungünstig hohen Preis kaufen und damit ein schlechtes Geschäft machen. Dieser Gedankengang ist jedoch methodisch falsch. Wie oben beschrieben, ist ein neues Hoch ein Zeichen bullischen Momentums und kann somit sehr wohl ein gutes Argument dafür sein eine neue Position zu eröffnen.
Umgekehrt ist auch neues Tief auch nicht ein technisch, günstiger Einstiegspunkt, sondern vielmehr ein Warnsignal an alle Bullen, denn die Bären übernehmen hier die Kontrolle. Ehemalige Hochs haben außerdem die wichtige Funktion als Unterstützung oder Widerstand zu fungieren. Solange der Aufwärtstrend intakt bleibt, sollte diese Unterstützung mögliche Korrekturen also daran hindern, nach unten, oder Kurse unterhalb des Hochs daran hindern nach oben auszubrechen. Gleiches gilt umgekehrt für Tiefpunkte.
Zusammenfassung: Neues Hoch / Neues Tief
- Hoch- und Tiefpunkte legen den Grundstein für die Definition von Trends. Ein neues Hoch ist somit ein Zeichen von bullischer Stärke, während ein neues Tief für bärische Stärke spricht.
- Dadurch eignen sich neue Extrema auch für Trader, um neue Positionen in Richtung des Trends zu eröffnen. Ein möglicher Stop könnte in die dem Trend entgegengesetzte Richtung, unter dem Hoch, oder über dem Tief platziert werden.
- Sobald eine Aktie auf einem neuen Allzeithoch/Tief notiert, wird es für technische Analysten schwer, bis unmöglich exakte Kursziele zu bestimmen. Solange sich die Aktie nicht "überhitzt", kann es theoretisch ewig in Richtung des neuen Trends weiter gehen.
- Gerade Privatanleger scheuen sich vor der Idee auf neuen Hochs zu kaufen und warten lieber ab, bis die Aktie fällt. Das ist jedoch, unter Trading Aspekten, methodisch falsch. Handle immer in Richtung des Trends!
- Hochs fungieren, je nach Situation als Widerstand oder Unterstützung. Notiert die Aktie unterhalb des Allzeithochs stellt das Hoch einen starken Widerstand dar, während es sich bei Kursen oberhalb des letzten Hochs, um eine starke Unterstützung handelt. Gleiches gilt umgekehrt für Tiefs.
Praktische Beispiele
Beispiel 1: Neues Hoch bei Amazon
Die Aktie von Amazon erfuhr im Jahr 2020 eine regelrechte, von der allgemeinen Euphorie getriebenen, Rallye. Amazon schoss, gemessen vom Crash – Tief 2020 um 120 % in die Höhe, bis es am 02. September 2020 zu einem Allzeithoch kam, welcher in den Folgemonaten als Widerstand fungierte.
Unter starker Volatilität erholte sich die Aktie von ihrer hohen Bewertung und notierte bis zum Juli 2021 Seitwärts. Auffällig ist hierbei, dass die Aktie mehrfach an einem Durchbruch durch das Hoch scheiterte. Je öfter die Bullen an einem neuen Hoch scheiterten, desto mehr markierten sie das Hoch als wichtiges Ziel, dass es zu überwinden galt. Vorher konnte sich kein neuer Aufwärtstrend ausbilden. Erst mit dem vierten Anlauf gelang es der Aktie nach fast einem Jahr den Widerstand zu knacken. Seit dem ist die Aktie auch nicht mehr in den Seitwärtstrend zurückgefallen, denn das letzte Hoch ist nun eine starke Unterstützung. Trader können diesen Umstand nun nutzen und auf, in Zukunft, steigende Kurse setzen. Das Risiko nach unten ist sehr begrenzt.
Beispiel 2: Neues Tief bei TUI
Wenn wir von technischen Tiefpunkten reden, könnte es kein besseres Beispiel geben als das von TUI. Die Aktie befindet sich übergeordnet selbst zu den besten Zeiten nur in einem Seitwärtstrend, meist jedoch in einem Abwärtstrend. Deshalb ist es kein Wunder, dass die Bären schon mehrfach die Marke von 1,8 € getestet haben.
Im Bild oben wird schnell deutlich, dass ehemalige Tiefs eine wichtige Unterstützungsfunktion haben. Sie zeigen an zu welchen Kursen ein Großteil er Marktteilnehmer, trotz allem Pessimismus, bereit waren zu kaufen. Sowohl in den Jahren 2009 und 2011 als auch im Zuge des Corona – Crashs wurde die 1,8 € Marke angelaufen. Die Unterstützung hielt bis heute dennoch jedes Mal und hinderte die Aktie an neuen Tiefs.