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Trendlinien

TraderFox

Allgemein

Trendlinien gehören zu den simpelsten und gleichzeitig wertvollsten Tools mit denen Charttechnik betrieben wird. Eine Trendlinie in einer Aufwärtsbewegung wird an steigenden Tiefs angesetzt. Analog dazu wird eine abwärts gerichtete Trendlinie an fallenden Hochpunkten angesetzt.

In diesem Beispiel aus den Jahren 2013 und 2014 wird deutlich, dass sich der S&P500 für einen langen Zeitraum an der steigenden Trendlinie orientiert hat.

Im Gegensatz dazu hat sich der DAX in der Finanzkrise 2008 an der fallenden Trendlinie orientiert. Je häufiger eine Trendlinie getestet wird, desto aussagekräftiger wird sie.

Die richtigen Trendlinien zu zeichnen ist nicht immer einfach. Es gibt allerdings einige Grundregeln. Zunächst muss eine Evidenz für einen Trend vorliegen. Das bedeutet für einen Aufwärtstrend müssen mindestens zwei steigende Tiefs markiert werden. Umgekehrt benötigt es für einen Abwärtstrend mindesten zwei fallende Hochs. In Seitwärtsphasen ohne klaren Auf- oder Abwärtstrends sind Trendlinien hingegen relativ unbrauchbar.

Unter Chartisten gibt es unterschiedliche Meinungen ab wann ein positiver Trend vorliegt und somit eine Trendlinie ihre Daseinsberechtigung hat. Einige würden sagen, sobald der Kurs sich ab Punkt 3 nach oben bewegt, liegt ein Trend vor. Andere sind der Meinung, dass der Kurs an die Höhe des Punkt 2 gelangen oder mindestens 50-60% der Höhe zwischen Punkt 2 und 3 erreichen muss. Hierbei muss jeder Trader für sich herausfinden, was für ihn Sinn macht und womit er am erfolgreichsten handelt. Bei der Verbindung zwischen zwei Punkten spricht man von einer vorläufigen Trendlinie. Um eine valide Trendlinie zeichnen zu können und einen eindeutigen Trend zu definieren, muss die Linie an einem dritten Punkt angelegt werden können, in der obigen Grafik an Punkt 5.

Die Trendlinie dient als Unterstützungszone, bzw. im Abwärtstrend als Widerstandszone. Da der generelle Konsens am Markt ist, dass ein Aufwärtstrend vorliegt, ist davon auszugehen, dass bei kleineren Dips weiter zugekauft wird. Durchbricht der Kurs also die Trendlinie in die eine oder andere Richtung, kann dies ein Indiz dafür sein, dass ein Trend gebrochen wurde oder zumindest dabei ist zu brechen.

Interpretation

Nachdem die Trendlinie gezogen wurde, ist ihre Interpretation simpel. Ein vorherrschender Trend tendiert dazu weiterzulaufen. Je länger die Linie gezogen werden kann, also je häufiger ein Kurs höhere Tiefs oder tiefere Hochs markiert, umso beständiger ist der vorliegende Trend. Im kurzfristigeren Zeitverlauf ist es wichtig darauf zu achten, wie man die Trendlinie zieht. Es wird empfohlen, die gesamte Preisspanne eines Handelstages einzubeziehen und nicht nur den Schlusskurs. Es kann in volatilen Phasen durchaus vorkommen, dass der Kurs intraday unter die Trendlinie rutscht, dann allerdings darüber schließt. An diesem Punkt kommt die Frage auf, ob man die Trendlinie neu ziehen soll, oder sie so lässt wie zuvor. Auf diese Frage gibt es keine konkrete Antwort. Jeder Trader muss selbst herausfinden, ob für ihn die eine oder andere Taktik besser funktioniert.

Wenn man einen Trend über das Investment in z.B. eine Einzelaktie spielt, ist der Zeitpunkt des Ausstiegs manchmal schwierig zu bestimmen. Auch bei der Verwendung von Trendlinien kann es schnell zur Frage kommen, wann der Trend gebrochen ist. Wann lohnt es sich eine Position zu schließen? Es kommt häufig vor, dass sich der Kurs eines Basiswerts der Trendlinie annähert und dann kurzzeitig die Linie unterschreitet bzw. überschreitet. Dies muss allerdings kein eindeutiges Indiz dafür sein, dass der Trend gebrochen ist.

Es empfiehlt sich daher mit Toleranzen zu arbeiten. Einen eindeutigen Prozentsatz dafür gibt es nicht. Generell kann man aber sagen, je kurzfristiger man handelt, umso kleiner wird die Toleranz. Häufig wird mit maximal 1% im kurzfristigeren Bereich und mit bis zu 3% im mittelfristigen Trend gearbeitet. Liegt im kurzfristigen Handel also die Trendlinie bei 100, müsste der Kurs unter 99 fallen, dass von einem Ende des Trends gesprochen werden kann. Bei dieser Toleranzmessung handelt es sich um einen Preisfilter. Eine andere Methode ist der sogenannte Zeitfilter. Im kurzfristigen Handel müsste der Preis dann an zwei aufeinanderfolgenden Tagen unter der Trendlinie schließen, damit vom Ende des Trends ausgegangen werden kann.

Widerstand und Unterstützung

Ist der Trend einmal gebrochen, tauschen sich die Rollen der Trendlinie. Eine aufwärts gerichtete Trendlinie dient generell als Unterstützungslinie. Ist der Trend allerdings gebrochen worden, dient sie fortan als Widerstandslinie. Umgekehrt wird eine abwärts gerichtete Linie zur Unterstützungslinie, nachdem sie nachhaltig nach oben durchbrochen wurde.

Statistisch gesehen lassen sich mit dem Bruch des Trends neue Preisziele definieren. Das Kursziel liegt nach Trendbruch um so viel unter der Trendlinie, wie der Kurs, seit er über der Trendlinie verläuft, dazugewonnen hat. Verfolgt man die Richtung der Trendlinie und den Kurs also weiter, kann man ungefähr abschätzen, wie lange sich der Kurs historisch gesehen seitwärts bewegen müsste, bevor es neue Impulse gibt.

Das Fächerprinzip

Das bringt uns zu einer weiteren spannenden Einsatzmöglichkeit der Trendlinien, dem sogenannten Fächerprinzip. Rallyes verlieren gelegentlich an Dynamik. Preise entwickeln sich langsamer und brauchen länger, um wieder richtig Fahrt aufzunehmen.

Hier gilt wieder: Die alte Trendlinie, die anfangs eine Unterstützung darstellt, wird zum Widerstand, wenn sie durchbrochen wurde. Auf der Short Seite gilt umgekehrt eine durchbrochene Trendlinie nach oben fortan als Unterstützung.

Eine Trendlinie sollte generell gewisse "Maße" haben. W.D. Gann, ein amerikanischer Trader Anfang des 20. Jahrhunderts, präferierte eine 45 Grad Trendlinie. Ist eine Linie zu steil, liegt die Vermutung nahe, dass ein Markt in zu kurzer Zeit zu stark ansteigt oder fällt und somit die Gegenreaktionen mit Trendlinien schwer einzuschätzen sind. Ist die Linie allerdings zu flach, identifiziert man unter Umständen einen Trend, der gar keiner ist.

Erweiterung einer Trendlinie

Als letzten Punkt gibt es zu Trendlinien noch zu erwähnen, dass diese manchmal neu gezogen werden bzw. korrigiert werden müssen. Häufig gewinnen oder verlieren Märkte während eines Trends an Geschwindigkeit. Daher kann es manchmal schwierig sein die richtigen Trendlinien anzusetzen. Hier sind zwei Beispiele zu sehen, wie zusätzliche Trendlinien aus einem Trend entstehen.